Wasserrad

Geschichte zum Wasserrad
Bevor im Allgäu und unserer Region intensiv Milchviehwirtschaft mit Weiden und Maisanbau vorherrschte, wurde allerorten Flachs angebaut. Die blau blühende Pflanze war der Grundstoff der Textilindustrie, die Tuchwaren bis nach Spanien und Antwerpen lieferte. Es war die Zeit, die das „blaue Allgäu“ genannt wurde und in der die Nutzung der Wasserkraft die Grundlage für viele Handwerke in unserer Gegend war. Die Babenhausener Bäche trieben mit so genannten unterschlächtigen Wasserrädern sämtliche Wasserkraftmahlsteine, Hammerwerke, Stampfen, Pressen, Schreddermaschinen und Transmissionsräder in der Umgebung an. Früher gab es 7 verschiedene Arten von Mühlen, davon sind heutzutage nur noch zwei Sägemühlen – die Stadtmühle Mohr und die Untere Mühle Reisch – vorhanden.
An eine „klappernde Mühle am rauschenden Bach“ erinnert das Mühlrad – die so genannte „Walk“ beim Anwesen der Familie Held, das beim Neubau des Hauses 1988 übernommen und renoviert worden war. Eine Walkmühle ist eine seit dem Hochmittelalter eingesetzte Maschine zur Verarbeitung, Verdichtung und Veredelung von Geweben bei der Herstellung von Walkstoffen, die früher als Tuch bezeichnet wurden. Die damalige „Walkmühle“ erinnert an die früheren Glanzzeiten der Babenhausener Weberei- und Textilgeschichte. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts übernahm der Dreher Georg Bauer das Mühlrad für den Antrieb seiner Drechselmaschinen. Mit dem Einzug des Stromnetzes Anfang des 20. Jahrhunderts wurde auch in den Werkstätten mehr und mehr mit elektrischer statt mit mechanischer Energie gearbeitet. Das Mühlrad der Walk wurde nicht mehr genutzt und zerfiel mit den Jahren. Die Familie Held engagierte 2007 die „Mühlen-Ärzte“ Josef Demmerler und Martin Zoller, die die Mühle wieder herrichteten. Seit 2013 produziert sie nun über einen Generator elektrischen Strom, der für den Eigenverbrauch genutzt wird. Der überschüssige Strom wird ins Netz eingespeist.

Funktionsweise des Wasserrades

Wasser kann durch seine kinetische Energie Wasserräder antreiben. Beim Auftreffen des Wassers auf die Schaufeln wird durch die Geschwindigkeitsänderung eine Kraft wirksam (Impuls), wodurch das Rad in Bewegung gesetzt wird. Das Wasserrad wandelt die Strömungsenergie des Wassers in mechanische Energie um. Die dadurch entstandene Energie wird mittels einer Welle direkt übertragen, um zum Beispiel einen Mahlstein in Bewegung zu setzen. Heute wird die Energie auf einen Generator übertragen, der daraus elektrische Energie – Strom gewinnt. Man unterscheidet die Wasserräder in sogenannte ober-, mittel- und unterschlächtige Wasserräder und Stoßräder. Dort wird jeweils das Wasser von einer anderen Höhe zugeführt.

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